Beschreibung der Schwerpunktausbildung „Sexualpädagogik und Familienplanung” im Bachelor Soziale Arbeit der Hochschule Merseburg. Ausführliche Informationen finden sich auf der Homepage der Hochschule Merseburg.
Liebe, Sexualität und Partnerschaft gehören zu unseren elementaren Bedürfnissen. Wie andere Lebensbereiche, ist auch die psychosexuelle Entwicklung charakterisiert durch Licht- und Schattenseiten. Nicht alle Kinder und Jugendliche finden in ihren Eltern, unter Lehrer_innen oder Gleichaltrigen die geeigneten Ansprechpartner_innen für ihre Probleme. Auch in unserer aufgeklärten Zeit und unserem vergleichsweise sexualfreundlichen Kulturkreis wirken Tabus – gleichzeitig lassen die widersprüchliche Meinungsvielfalt in den Medien und die manipulative Vermarktung sexueller Themen Unsicherheiten und Ängste entstehen.
Die Entwicklung einer selbstbestimmten Sexualität, die Suche nach der Liebespartner_in und die Wahl der partnerschaftlichen und familiären Lebensform und Zukunftsgestaltung ist komplizierter denn je und damit ein wichtiges Feld sozialpädagogischer Unterstützung und Begleitung Heranwachsender.
Emanzipatorische Sexualpädagogik ist ein inhaltlicher Fokus sozialpädagogischen Handelns. Sie wendet sich vorrangig an die Heranwachsenden und deren Eltern, Lehrer_innen und Erzieher_innen. Sie unterstützt die Herausbildung selbstbestimmter Sexualität und Partner_innenwahl, frei von Diskriminierung und moralischer Bevormundung. Kinder und Jugendliche sollen ein bejahendes Verhältnis zum eigenen Körper und ihren Bedürfnissen entwickeln. Sie sollen aber auch lernen, eigene Grenzen zu erkennen, Grenzen anderer zu respektieren und sich selbst gegen Grenzverletzungen zu schützen. Nur eine so verstandene entwicklungs- und ressourcenorientierte Sexualpädagogik ist in der Lage, den Gefahren der Sexualität – sexueller Gewalt, ungewollter Schwangerschaft, der Verbreitung sexuell übertragbarer Erkrankungen (u.a. AIDS) – wirksam zu begegnen.
Das 1992 eingeführte und 1995 novellierte Schwangeren- und Familienhilfegesetz (SFHG bzw. SFHÄndG) formuliert erstmals einen Rechtsanspruch der Bürger_innen auf sexuelle Aufklärung und Beratung zu Fragen der individuellen Familienplanung. Besonders die Schwangerschaftsberatungsstellen sollen künftig den gesetzlichen Auftrag in die Praxis umsetzen. Aber auch andere Felder der sozialen Arbeit (z.B. Schulsozialarbeit, Heim- und Behindertenpädagogik, sozialpädagogische Familienhilfe) bieten vielfältige Ansätze für sexualpädagogisches Wirken. Insofern bietet der Erwerb spezieller sexualpädagogischer Kompetenz breite berufliche Einsatzmöglichkeiten.
Lernziele
- Entwicklung eigener Reflexionsfähigkeit (Ebene der Selbsterkenntnis)
- Aneignung von relevanten Fachkenntnissen (Wissensebene)
- Befähigung zur zielgruppenspezifischen praktischen Arbeit (didaktisch-methodische Ebene)
- Befähigung zu Projektmanagement und Selbstevaluierung (Managementebene)
Didaktisch-methodische Prinzipien
- Praxisintegration durch „Learning by doing”: frühzeitiges Sammeln von Praxiserfahrungen, sich exemplarisch erproben können in der Projektarbeit
- Wechsel von übenden, reflektierenden, kommunikativen und kognitiven Methoden in Kleingruppen und Plenum
- themenzentrierte Gruppenarbeit (Ich, die Gruppe und das Thema), Reflexion der Gruppendynamik
- Üben und Selbsterfahren von exemplarisch ausgewählten sexualpädagogischen Methoden
- Selbststudium der fachrelevanten Literatur