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Was tue ich, wenn ich eine Vermutung oder einen Verdacht habe?

Der Umgang mit einem Verdacht auf sexualisierte Gewalt ist eine große Herausforderung mit Blick auf das Kindeswohl und ebenso für die Fachkraft die diesen Verdacht hat. Das heißt, die Fachkraft befindet sich in einer solchen Verdachtssituation in einer inneren Abwägung bzgl. der Bewertung ihrer subjektiven Wahrnehmung.

Aufgrund von Beobachtungen oder Äußerungen kann ein Verdacht entstehen. Für das professionelle Agieren ist das Handeln der Fachkraft von Bedeutung. Es kann zu einer Verdrängung, Verleugnung oder Bagatellisierung der Wahrnehmungen kommen, aber auch zu einem emotional-affektierten und vorschnellen Handeln. Wichtig ist, sich besonnen zu verhalten, die Beobachtungen zu analysieren, Fakten zu sammeln und eine Dokumentation anzulegen. Reflektieren Sie ihre Beobachtungen und ihre gesammelten Fakten allein und im Team auf Grundlage Ihres Fachwissens.

Eine Kommunikation mit dem Kind/den Kindern ist sehr sensibel zu gestalten. Die Fachkraft muss eine Drucksituation unbedingt vermeiden, ebenso Suggestivfragen und Wertungen. Kinder sprechen mit Vertrauenspersonen. Vertrauen aufzubauen braucht Zeit und Geduld. Wenn Kinder nicht von sich aus sprechen und sie zu der Einschätzung kommen, dass dies nötig ist, dann sprechen sie diese erst an, nachdem sie ausreichend Fakten haben und sich vorab beraten haben. Bedenken Sie immer Vertrauenspersonen der Kinder einzubeziehen. Fragen Sie bei den Kindern nach und besprechen Sie mit den Kindern, ob der Wunsch besteht, um dann die Möglichkeit den Kindern anzubieten. Berücksichtigen Sie das Alter und den Reifegrad der Kinder. Wichtig ist, bei einem Verdacht die Perspektive zu erweitern. Sowohl für die Klärung des Verdachts aber auch für die weitere Hilfegestaltung. Eine zu starke Fokussierung auf die Vermutung möglicher sexualisierter Gewalt und die Aufdeckung eines Verdachts kann dazu führen, dass andere Formen einer Kindeswohlgefährdung übersehen werden oder das andere wichtige Hilfeziele und Aufträge aus dem Blick geraten und dadurch die Bedürfnisse der Kinder vernachlässigt werden. Die Klärung eines Verdachtes ist meist ein längerfristiger Prozess.

Literatur:

STIBB e.V. (Hrsg.) (o.J.): Umgang bei Verdacht von Missbrauch. https://www.stibbev.de/kinderschutz-und-opferhilfe-fuer-kinder-und-familien/umgang-bei-verdacht-von-sexuellem-missbrauch/ (09.01.2020).