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Veranstaltungsreihe: Ras­sis­mus in Mer­se­burg und im Saale­kreis: Ana­ly­sen – Ent­wick­lun­gen – Gegen­stra­te­gien

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„Ras­sis­mus ist die Verknüpfung von Vor­ur­teil mit in­sti­tu­tio­nel­ler Macht. Ent­ge­gen der (be­que­men) landläufigen Mei­nung ist für Ras­sis­mus eine ‚Abneigung’ oder ‚Böswilligkeit’ gegen Men­schen oder Menschengruppen keine Voraussetzung. Ras­sis­mus ist […] ein in­sti­tu­tio­na­li­sier­tes Sys­tem, in dem soziale, wirtschaftliche, politische und kulturelle Beziehungen für weißen Allein­herr­schafts­er­halt wirken […].”
Noah Sow, zit. nach: Susan Arndt / Nadja Ofuatey-Alazard (Hg., 2011): Wie Ras­sis­mus aus Wörtern spricht: (K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk. Münster: Unrast Verlag. S. 37.)

Erst seit den 1980er Jahren wird Ras­sis­mus in Deutschland – durch das Streiten von Selbst­or­ganisationen von Schwarzen Menschen und Personen of Color – zunehmend thematisiert. Die ‚ver­harmlosenden’, weil den in­sti­tu­tio­na­li­sier­ten Charakter von Ras­sis­mus verkennenden, Begriffe Fremdenfeindlichkeit und Ausländerhass wurden weitgehend abgelöst. Die Ver­an­stal­tungs­reihe führt in die Thematik ein – auch mit regionalem Blick. Sie wird in Kooperation von Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt, Hochschule Mer­se­burg und Arbeit und Leben BV Sachsen-An­halt e.V. – Mehrgenerationenhaus Mer­se­burg durchgeführt.

(1) Einführungsseminar: Ras­sis­mus und deutscher Kolonialismus
17. März 2015, 18:30 Uhr, Mehrgenerationenhaus

Die Einführungsveranstaltung gibt einen Überblick über deutschen Kolonialismus und Ras­sis­mus in Deutschland. Es werden Erinnerungen an die Wende 1989/90 aufgegriffen, die heute kaum im Blick sind und die davon handeln, wie Schwarze Menschen von Mehrheitsdeutschen attackiert und die Pogromstimmung auch von Politikern schnell aufgegriffen wurde.

Prof. Dr. Heinz-Jürgen Voß von der Hochschule Mer­se­burg eröffnet die Reihe – und Diskussion.

(2) Fremde in der geschlossenen Gesellschaft – Migranten in der DDR
26. März, ab 18:00 Uhr, Theater am Campus

Durch die islam- und fremdenfeindlichen Demonstrationen in Leipzig und vor allem Dresden ist Ost­deutschland wieder in den Fokus der Debatte um Migration und Integration gerückt. Dieser Vor­trag wendet sich der mentalen und kulturellen Prägung zu: Damit wird nicht die Bedeutung der Transformation nach der deutschen Einheit in Frage gestellt, allerdings war schon in der DDR die gesellschaftliche Stellung ‚Fremder’ prekär.

Dr. Patrice G. Poutrus arbeitet am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien. Er publizierte u.a.: „Fremde und Fremd-Sein in der DDR” und „Ankunft – Alltag – Ausreise. Migration und in­ter­kul­turelle Begegnungen in der DDR-Gesellschaft”.

(3) Aktivismus in Bewegung: Die Schwarze Frauenbewegung in Deutschland
16. April, ab 19:30 Uhr, Theater am Campus
Poster (zu 3)

„Eine Schwarze, Kriegerin und Dichterin, die ihre Arbeit tut und gekommen ist, euch zu fragen, ob ihr die Eure tut.” Dieser Aufruf zum politischen Handeln zeigte in Deutschland eine großartige Wir­kung: das Erwachen einer Bewegung. Audre Lorde´s Einfluss auf die US-amerikanische Frau­en­be­wegung, ihre aufrüttelnden Texte und ihr brillantes Beleuchten von Sexismus, Ras­sis­mus und Ho­mo­pho­bie wurden Mitte der achtziger Jahre allmählich auch in der deutschen Frau­en­be­we­gung be­kannt. Es gelang ihr tatsächlich in Deutschland Schweigen in Sprache und Handeln zu ver­wan­deln. Peggy Piesche stellt den zu Audre Lorde's zwanzigstem Todestag er­schienenen Band „‚Euer Schwei­gen schützt euch nicht’ – Audre Lorde und die Schwarze Frau­en­be­wegung in Deutschland” vor. Der Band vereinigt bereits erschienene Texte Lordes mit Bei­trä­gen, Interviews und Gedichten afrodeutscher Frauen.

Peggy Piesche ist Literatur- und Kulturwissenschaftlerin und arbeitet an der Bayreuth Academy of Ad­vanced African Studies. Weitere Publikation (Mit-Hg.): „Mythen, Masken und Subjekte – Kri­ti­sche Weißseinsforschung in Deutschland”. Poster (zu 3)

(4) Aspekte der Geschichte des Ras­sis­mus in und um Mer­se­burg
28. April, 18:30 Uhr, Mehrgenerationenhaus

Für die DDR sind über 8.000 neonazistische, antisemitische und rassistische Propaganda- und Gewaltstraftaten belegt. Der erste Angriff eines deutschen Mobs auf ein Wohnheim, ähnlich dem von 1991 in Hoyerswerda, fand am 13. Februar 1977 in Dessau statt. In Mer­se­burg wurden im August 1979 zwei Kubaner getötet, anschließend verhinderte die Partei- und Staatsführung po­li­zei­liche Ermittlungen. Der Antifaschismus der SED hat diese Ent­wick­lun­gen nicht verhindern kön­nen. Harry Waibel erläutert die Ursachen von Ras­sis­mus und Antisemitismus in der DDR – mit Blick auf Geschichte, Ideologie und Politik – und er zeigt Auswirkungen bis heute auf.

Harry Waibel lebt und arbeitet als Historiker und Publizist in Berlin. Zuletzt veröffentlichte er „Der ge­schei­ter­te Anti-Faschismus der SED – Ras­sis­mus in der DDR”.

(5) Separiert und diskriminiert: Zur Situation geflüchteter Menschen im Saale­kreis
21. Mai 2015, 18:30 Uhr, Theater am Campus

Asyl­suchende sind in Deutsch­land oft menschen­un­würdig unter­ge­bracht, von Ras­sis­mus be­trof­fen und wer­den immer wieder durch Polizei­kon­trol­len krimi­nali­siert. Von Flucht und Krieg trau­ma­ti­siert, er­leben geflüchtete Per­sonen auch im Saale­kreis die ab­leh­nende Hal­tung von Mehr­heits­deut­schen – von ver­ba­len At­tacken bis hin zu phy­si­schen An­grif­fen. Hinzu kommt ein in­sti­tu­tio­nel­ler Ras­sis­mus. Was be­deutet es für Geflüch­tete, per­ma­nent Angst da­vor haben zu müs­sen, aus­ge­wiesen zu werden? Wie gehen die Men­schen mit den ras­sistischen Alltags­er­fahrungen um?

Im Rahmen eines moderierten Gesprächs be­richten geflüch­tete Men­schen über ihre Er­fah­run­gen in Mer­se­burg und im Saale­kreis – und zeigen auf, was sich verändern muss. Zu­ge­sagt hat Cheickna Fadiga Hamala, der eine Zeit lang in Krumpa lebte, aktuell seinen Schul­ab­schluss in Halle macht und zu­letzt von der Bun­des­re­gie­rung für sein ge­sell­schaft­liches Engage­ment aus­ge­zeich­net wurde.

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Kosten:

Die Teilnahme an den Ver­an­stal­tun­gen ist kostenlos.

Ort:

Theater am Campus, Hochschule Mer­se­burg, Eberhard-Leibnitz-Str. 2, 06217 Mer­se­burg,
http://www.hs-merseburg.de

Mehrgenerationenhaus, Rossmarkt 2, 06217 Mer­se­burg,
http://www.mehrgenerationenhaus-merseburg.de

Kontakt und inhaltliche Fragen bitte an:

Prof. Dr. Heinz-Jürgen Voß
E-Mail: heinz-juergen.voss@hs-merseburg.de
Tel.: 03461/46-2208

Anja Kruber
Diversity an der Hochschule Mer­se­burg
E-Mail: anja.kruber@hs-merseburg.de
Tel.: 03461/46 2218

Hochschule Mer­se­burg
Eberhard-Leibnitz-Str. 2
06217 Mer­se­burg