Springe zum Inhalt

Ringvorlesung „Sexualität in der Sozialen Arbeit“ (WiSe 2021/22)

(Aktualisiert am 1.12.2021. Es werden jeweils auch die Foliensätze zur Verfügung gestellt - siehe beim Vortrag.)

Die Ringvorlesung möchte Austausch und Vernetzung von Studierenden und Wissenschaftler*innen ermöglichen, die zum Thema Sexualität in der Sozialen Arbeit in Praxis und/oder Forschung und/oder Lehre tätig sind oder sein wollen. Sie wird von sechs verschiedenen Hochschulstandorten aus organisiert, an denen in den grundständigen Studiengängen oder in spezifischen Masterprogrammen den Fragen nach sexualwissenschaftlichen und sexualpädagogischen Perspektiven auf Soziale Arbeit nachgegangen wird. In der Ringvorlesung wird es jeweils einen fachlichen Input, Möglichkeiten für Austausch und Diskussion, sowie das Angebot eines informellen get together geben.
Die beteiligten Institutionen eint die sexualwissenschaftliche bzw. -pädagogische Ausrichtung in Lehre und Forschung und der Wunsch, innerhalb dieses Feldes vertraute Kooperationsstrukturen zu schaffen. Die verschiedenen beteiligten Hochschulstandorte mit ihren jeweiligen Schwerpunktsetzungen sind:

  • An der Frankfurt University of Applied Sciences besteht im Rahmen des Bachelorstudiengangs Soziale Arbeit in mehreren Modulen die Möglichkeit die Themen Sexuelle Bildung oder sexuelle und geschlechtliche Vielfalt zu vertiefen.
  • Die Duale Hochschule in Stuttgart bietet im Rahmen des Bachlorstudiengangs Soziale Arbeit in mehreren Wahlpflichtmodulen die Möglichkeit, die Themen Sexualität in den Arbeitsfeldern der Sozialen Arbeit sowie Sexualpädagogik der Vielfalt zu vertiefen. In diversen Studienrichtungen (z.B. Kinder- und Jugendarbeit, Pflege und Rehabilitation) sind Einheiten zu sexueller Bildung Teil des Curriculums.
  • An der Hochschule in Fulda existiert seit 2021 eine Professur für Geschlecht und Sexualität in der Sozialen Arbeit, so dass sukzessive entsprechende thematische Seminarangebote und curriculare Schwerpunkte verankert werden können.
  • Die Medical School Hamburg bietet seit 2020 den Masterstudiengang "Sexualwissenschaft" an, außerdem wird das Thema Sexualität im Rahmen des Bachelor- und Masterstudiengangs Soziale Arbeit berücksichtigt.
  • Die Hochschule Merseburg ermöglicht den Studierenden des Bachelorstudiengangs Soziale Arbeit eine Schwerpunktsetzung im Bereich Sexueller Bildung und Familienplanung, darüber hinaus bietet sie seit mehr als einem Jahrzehnt den interdisziplinären Masterstudiengang "Angewandte Sexualwissenschaft" und seit 2014 den Masterstudiengang "Sexologie" an.
  • An der Fachhochschule Kiel besteht der Schwerpunkt Geschlechterkompetenz in der Sozialen Arbeit (Modul 14) als Ansatzpunkt für sexuelle Bildung. Er kann von den jährlich 250 Studierenden während des 5. und 6. Semesters ihres Bachelorstudiums gewählt werden.

Aufbau und Struktur der Vorlesungsreihe

Sie haben  in der etwa vierzehntägig stattfindenden Vorlesungsreihe Gelegenheit, einerseits Einblicke in die unterschiedlichen Hochschulstandorte und ihre jeweiligen Studienangebote zu bekommen, andererseits bietet ein Fachvortrag Einblick in die laufende wissenschaftliche Arbeit des Hochschulstandorts. Darüber hinaus bieten sich im Rahmen der Ringvorlesung unterschiedliche Möglichkeiten, mit Studierenden, Studienganginteressierten, Lehrenden und Forschenden der beteiligten Standorte ins Gespräch zu kommen. Der Ringvorlesung umfasst einen offiziellen Teil (18:30 Uhr bis 20:15 Uhr) sowie einen informellen Teil für weiteren inhaltlichen Austausch (bis 22:00 Uhr).

Themen und Termine

01.11.2021 
Sexualwissenschaftliche Perspektiven auf Pornografienutzung
Prof. Dr. Urszula Martyniuk (MSH Medical School Hamburg)

Der Vortrag ist ein Plädoyer für die Förderung der Interdisziplinarität in der Sexualwissenschaft, die zahlreiche Schnittstellen zu anderen Disziplinen bietet. Am Beispiel der Pornografienutzung Jugendlicher werden verschiedene Perspektiven dargestellt, die sich ergänzen und zu einem differenzierten Blick auf das Thema beitragen. Darüber hinaus wird erläutert, warum fundiertes Wissen aus der Theorie und Forschung für gute sexualpädagogische und -beraterische Praxis erforderlich ist. 
Moderation: Prof. Dr. habil. Sabine Flick      

15.11.2021 
"Wie geht's euch?" Ausgewählte Ergebnisse der Studie zu psychosozialer Gesundheit und Wohlbefinden von LSBTIQ* 
Prof. Dr. Stefan Timmermanns (Frankfurt University of Applied Sciences)

Von November 2018 bis Februar 2019 wurden online Daten von 8700 LSBTIQ* in Deutschland gesammelt. Dabei galt das Forschungsinteresse dem Coming-out bzw. der Transition, seelischen Belastungen, chronischen Erkrankungen, dem Einsamkeitsempfinden, Diskriminierungs- und Gewalterfahrungen sowie Ressourcen bei der Bewältigung dieser Belastungen und Herausforderungen (z.B. Kontakte zur Community, soziales Engagement, Freizeitverhalten, Hilfe und Unterstützung). Der Vortrag geht auf ausgewählte Aspekte der Studie ein, deren Ergebnisse Ende 2021 bei Beltz Juventa veröffentlicht werden.
Moderation: Prof. Dr. Maika Böhm

29.11.2021
Sexual Consent und „geistige Behinderung“: Ermöglichung in der Theorie – Barrieren in der Praxis?
Prof. Dr. Robin Bauer (DHBW Stuttgart) 

Sexualität und intime Beziehungen zu leben, wird im Fachdiskurs zunehmend als ein Menschenrecht auch für Menschen mit Lernschwierigkeiten bzw. sog. „geistigen“ Behinderungen eingefordert. In der Praxis scheint es bei der Umsetzung jedoch nach wie vor vielfältige Barrieren in der Umsetzung zu geben. Häufig stellt sich in der Praxis u.a. die Frage, ob und inwiefern Menschen mit kognitiven Einschränkungen in der Lage sind, in sexuelle Handlungen oder Beziehungen einzuwilligen. Teilweise scheinen solche Zweifel begründet und durch einen Schutzauftrag legitimiert, teilweise scheinen sie willkürlich durch die Hintertür das hart erkämpfte Recht auf sexuelle Selbstbestimmung aller Menschen gleich wieder zu unterminieren. In dem Vortrag wird ein Forschungsprojekt vorgestellt, das sich noch in der Planung befindet. Auf der Basis von Feldforschung in Einrichtungen der Behindertenhilfe soll ein inklusives Konzept informierter Einwilligung (sexual consent) entwickelt werden. Inklusiv bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Kriterien zur Einwilligungsfähigkeit in sexuelle Begegnungen und Beziehungen nicht ein Idealbild des nicht-behinderten, rationalen Menschen als Maßstab voraussetzen. 
Moderation: Prof. Dr. Stefan Timmermanns

13.12.2021 
Sexualität und Intimität als Lebensqualität. Zur Professionalisierung der Sexualassistenz - erste Einblicke in eine laufende Untersuchung
Prof. Dr. habil. Sabine Flick (Hochschule Fulda) 

Das Projekt, aus dem im Vortrag erste Einblicke gegeben werden, widmet sich der Frage nach sexueller Selbstbestimmung und der Ermöglichung dieser durch andere. Ziel des Projektes ist, die aktuelle Bedarfs- und Angebotslage nach passiver und aktiver sexueller Assistenz und Begleitung auszuloten und damit verbunden das Selbstverständnis derjenigen zu erfassen, die diese Begleitung anbieten. Leitend für das Projekt ist die Annahme, dass die Soziale Arbeit angesichts eines aktivistischen (Gegen)Diskurses, der zunehmend sexuelle Selbstbestimmung fordert, unter Zugzwang gesetzt wird, sich diesen Forderungen gegenüber zu verhalten. 
Moderation:  Prof. Dr. Robin Bauer

17.01.2022 
Sexuelle Bildung und Schwangerschaftkonfliktberatung unter Pandemie-Herausforderungen - Krise als Krise oder Krise als Chance?
Prof. Dr. Maika Böhm (HS Merseburg)

Die Veranstaltung bietet Einblick in ausgewählte qualitative und quantitative Daten, die im Rahmen einer BZgA-geförderten Studie zur Perspektive von Fachkräften aus Schwangerschaftsberatungsstellen auf erlebte Herausforderungen, aber auch Ressourcen und Entwicklungspotenzialen während der Covid-19-Pandemie erhoben wurden. Neben strukturellen, individuellen und professionellen Herausforderungen durch veränderte Arbeitsbedingungen und neue Beratungs- bzw. Bildungsformate sollen in einer ressourcenorientierten Perspektive auch Fragen nach einer (digitalen) Zukunft und 'Entwicklungspotenzialen' dieser Handlungsfelder diskutiert werden.
Moderation: Prof. Dr. Anja Henningsen

31.01.2022 
Perspektiven von Jugendlichen auf Sexualität und Gewalt  - exemplarische Einblicke in das partizipative Forschungsprojekt "Schutznorm" 
Prof. Dr. Anja Henningsen (HS Kiel)

Beschreibung folgt... 
Moderation: Prof. Dr. Urszula Martyniuk