Fachtagung vom 28.09.2015 in der Hochschule Merseburg:
Am 28.9.2015 kamen an der Hochschule Merseburg 150 Interessierte aus den Praxisfeldern der Sozialen Arbeit und der Psychotherapie, von Behörden und Fachaufsichten und aus der Wissenschaft zum Fachtag „Sexualisierte Grenzverletzungen durch Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene – Wo kann ich Hilfe finden?” zusammen. Organisiert wurde der Fachtag von einem Zusammenschluss aus sechs Einrichtungen und in direkter Abstimmung mit dem Landesverwaltungsamt und in Kooperation mit den Landesjugendämtern Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen.
Zwei Hauptvorträge gaben dem Fachtag die Richtung – in sich anschließenden Workshops wurden inhaltliche Fragen vertieft. Prof. Dr. Mechthild Wolff stellte in ihrem Vortrag „Was ist ein sicherer Ort für Kinder und Jugendliche?” aktuelle Ergebnisse aus Forschungen vor, die insbesondere die Sicht von Kindern und Jugendlichen bei der Entwicklung von Präventionskonzepten in den Blick rücken und damit auf die Förderung der Selbstbestimmung von Kindern und Jugendlichen fokussieren. Auf die spezifischen Fragen zur Arbeit mit grenzverletzenden Kindern und Jugendlichen zielte Jan Schweinsberg. In seinem Vortrag „Sexualisierte Gewalt durch Minderjährige – eine Herausforderung für die Kinder- und Jugendhilfe” eröffnete er den Blick auf notwendige Handlungskompetenzen und institutionelle Herausforderungen, die in der pädagogischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit grenzverletzendem Verhalten erforderlich sind.
In den sich anschließenden Workshops wurden Fachfragen vertieft; in Kürze werden hier die Ergebnisse der Workshops veröffentlicht. Als Pilotprojekt wurde einer der Workshops als geschlossener Workshop ausschließlich für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Jugendämtern konzipiert. Er wurde sehr gut angenommen – wie die anderen auch. Die Workshops zielten dabei auf verschiedene Praxisfelder, möglichst konkret an den Bedürfnissen von Fachkräften aus der Praxis orientiert.
Wir bedanken uns herzlich bei allen Teilnehmenden für ihre aktiven Beiträge und freuen uns auf die nächsten Fachtage – und Projekte – mit Ihnen!
Die Organisator_innen der Tagung.
Ankündigungstext der Veranstaltung:
Link zum Faltblatt der Veranstaltung
Ablauf
9:30 Uhr | Anmeldung, Stehcafé |
10:00 Uhr | Grußwort Prof. Dr. Jörg Kirbs, Rektor der Hochschule Merseburg Grußwort Torsten Kettritz, Bundesarbeitsgemeinschaft KJSGV e.V. |
10:20 Uhr | Impulsreferat: Was ist ein sicherer Ort für Kinder und Jugendliche? – Schutzkonzepte aus AdressatInnensicht Prof. Dr. Mechthild Wolff |
11:15 Uhr | Pause – Zeit für Kaffee und Austausch |
11:30 Uhr | Impulsreferat: Sexualisierte Gewalt durch Minderjährige – eine Herausforderung für die Kinder‐ und Jugendhilfe Jan Schweinsberg |
12:30 Uhr | Mittag – Zeit für die Mensa und für persönliche Gespräche |
13:15 Uhr | World-Café – Institutionen stellen sich vor |
14:00 Uhr | Workshop-Phase |
16:00 Uhr | Pause – Zeit für Kaffee und Austausch |
16:15 Uhr | Zusammenführung der Ergebnisse der Workshops, Schlussworte |
17:00 Uhr | Ende der Veranstaltung |
Impulsreferate
Was ist ein sicherer Ort für Kinder und Jugendliche? – Schutzkonzepte aus AdressatInnensicht: Was ist eine sichere Einrichtung aus der Perspektive von Jugendlichen? Wie wirken sich Schutzkonzepte vor sexueller Gewalt auf ihren Alltag aus und wie bewerten Sie diese? Vor dem Hintergrund einiger Ergebnisse aus Gruppeninterviews mit Kindern und Jugendlichen wird erörtert, was Schutzkonzepte sind, was sie leisten können und sollen und warum sie mit Kindern und Jugendlichen gemeinsam erarbeitet werden müssen.
Prof. Dr. Mechthild Wolff, Hochschule Landshut, ist in mehreren BMBF-Forschungsprojekten im Themenfeld engagiert (Projekte „Ich bin sicher”, „Safer Places – Wir achten (auf) uns” und „ECQAT”).
Sexualisierte Gewalt durch Minderjährige – eine Herausforderung für die Kinder‐ und Jugendhilfe: Zugänge für die Arbeit mit sexuell übergriffigen Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden – Ergebnisse einer Pilotstudie zur Wirkungsorientierung pädagogisch‐therapeutischer Maßnahmen.
Jan Schweinsberg arbeitet in der Fachstelle zur Beratung von Mitarbeiter_innen öffentlicher und freier Träger in Fällen sexueller Grenzverletzungen durch Kinder, Jugendliche und Heranwachsende / Präventions- und Interventionszentrum.
World-Café
Die ambulanten Beratungsstellen sowie die stationären spezialisierten Therapie- und Wohnprojekte aus dem Gebiet Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, die mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit sexualisiert grenzverletzendem Verhalten arbeiten, stellten sich vor.
Fünf parallele Workshops:
1. Wohin mit sexuell übergriffigen Kindern und Jugendlichen: stationäre vs. ambulante Unterbringung oder Verbleib in der „normalen” Jugendhilfe
Werner Engelhardt (Beratungsstelle Prävent Bielefeld; langjährige Leitung einer sozialtherapeutischen Wohngruppe für sexuell grenzverletzende Jungen und Mädchen unter 14 Jahren)
2. Wenn wir gewusst hätten, was da alles auf uns zukommt, dann…. Herausforderungen für die stationär–therapeutische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, die sexuell grenzverletzendes Verhalten zeigen oder zeigten
Hendrik Möser (Institut für systemische Arbeit Sachsen-Anhalt, systemischer Familien-, Kinder- und Jugendlichentherapeut, Leitender Therapeut der Fachstelle Ausweg „Die Brücke gGmbH”, Traumpädagoge/Traumafachberater i.A.)
3. „Rückblick – Ausblick” – Fortbildungsoffensive der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Intervention bei Kindesmisshandlung und -vernachlässigung (DGfPI)
Bundesweite Fortbildungsoffensive 2010 – 2014 zur Stärkung der Handlungsfähigkeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kinder- und Jugendhilfe zur Verhinderung sexualisierter Gewalt / Bundesweites Modellprojekt 2015 – 2018 zum Schutz von Mädchen und Jungen mit Behinderung vor sexualisierter Gewalt in Institutionen
4. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit sexuell grenzverletzendem Verhalten in der psychotherapeutischen Praxis
Dr. med. Bettina Brebenariu (tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie für Kinder und Jugendliche in Stendal, Fachärztin für KJPP, langjährige ärztliche Tätigkeit in der KJPP des Fachklinikums Uchtspringe, seit 2015 in eigener Niederlassung psychotherapeutisch tätig)
5. Geschlossener Workshop – nur für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Jugendämtern:
Arbeit mit sexuell grenzverletzenden Kindern und Jugendlichen im Jugendamt – Vom Umgang mit dem (vermuteten) sexuellen Übergriff bis zur Einleitung der passenden Hilfe
Helmut Maier (Stadtjugendamt Erlangen)
Organisatorisches:
Ort:
Hochschule Merseburg, Eberhard-Leibnitz-Straße 2, 06217 Merseburg
Hörsaalgebäude Hö, Hörsaal 9
Fragen, Kontakt, Anmeldung –
Anmeldung bitte mit Angabe des favorisierten Workshops:
Geschäftsstelle BAG-KJSGV
Johannisstraße 18
06844 Dessau-Roßlau
Tel. 0340/85079277
Fax: 0340/85079278
Email: info@bag-kjsgv.de
Teilnahmegebühr:
20 €. Die Teilnahmegebühr wurde für Personen erlassen, für die eine Teilnahme sonst nicht möglich war – sei es auf Grund von Beantragungsformalitäten oder geringfügigen Einkommens. Bitte geben Sie selbst an, wenn die Teilnahmegebühr für Sie entfällt.
Die Fachtagung wurde organisiert von:
- Bundesarbeitsgemeinschaft KJSGV e.V.
- Hochschule Merseburg, im der BMBF-Förderlinie „Sexualisierte Gewalt in pädagogischen Kontexten” geförderte Forschungsprofessur „Sexualwissenschaft und sexuelle Bildung” (Prof. Dr. Heinz-Jürgen Voß, Sachsen-Anhalt)
- Pro familia Thüringen e.V..; Kinder- und Jugendschutzdienst Känguru (Weimar)
- Fachstelle zur Beratung von Mitarbeiter(inne)n öffentlicher und freier Träger in Fällen sexueller Grenzverletzungen durch Kinder, Jugendliche und Heranwachsende; PIZ gGmbH (Sachsen)
- Mobiles Informations- und Beratungszentrum sexuelle Gewalt / Jungen (Sachsen-Anhalt)
- LAG zu Sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche (Sachsen-Anhalt)
Die Fachtagung fand in Kooperation mit dem Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt und in Abstimmung mit den Landesjugendämtern der Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen statt.